Mikael Aktor ist von jüdischer Herkunft und Lektor für Religionswissenschaft an der Süddänischen Universität (Syddansk Universitet) und zweiter Vorsitzender von Intact Denmark.
Ich bin in den 1950er und -60er Jahren in einer liberalen, sekulären jüdischen Familie mit progressiven Ansichten in Bezug auf Kindererziehung und das Recht von Kindern, sich eigene Meinungen zu bilden, aufgewachsen. Trotzdem entschieden sich meine Eltern dafür, mich und meinen älteren Bruder in der Synagoge zu Kopenhagen beschneiden zu lassen, vielleicht hauptsächlich um Konflikten mit dem eher traditionellen Teil der Familie aus dem Wege zu gehen. Als wir Brüder später Fragen über den Sinn von Beschneidung stellten, erhielten wir die für jüdische Familien zu dem Zeitpunkt ganz normale Antwort, dass die Vorhaut nur ein Stück überflüssige, rudimentäre Haut sei.
Als Erwachsener habe ich durch meine eigenen sexuellen Erfahrungen erkannt, dass es für viele so nicht stimmt. Die Abnahme der Empfindlichkeit, die mit dem Älterwerden ganz normal eintritt, wird nochmal erhöht. Als Homosexueller habe ich ausserdem die Gelegenheit gehabt, mit beschnittenen und nicht beschnittenen Männern über sexuelles Funktionieren zu sprechen, und als deren Partner habe ich meine Vermutung, dass es praktisch einen Unterschied gibt, was das sexuelle Funktionieren und die Sensitivität anbelangt, bestätigt bekommen.
Als mein Sohn geboren wurde, war ich nie im Zweifel, dass er intakt bleiben sollte, und als er mich eines Tages selbst danach fragte, hatte ich absolut keine Probleme, ihm zu erklären, warum sein Penis anders aussah als meiner.
Nachdem ich die Frage nach der rituellen Beschneidung im Verhältnis zu Menschenrechten und dänischer Gesetzeslage untersucht hatte, wurde es für mich deutlich, dass diese Operation eine problematische Anomalie bleibt, die nur akzeptiert wird aufgrund von unausgesprochener Ausnahmen und Missachtung von grundlegenden Prinzipien.
Mikael Aktor hat zu folgenden Artikeln beigetragen: